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Es war ein recht kühler, nebliger Morgen. Die Gesichter waren müde und irgendwie nicht so richtig glücklich, auch wenn der Unterricht diesmal nicht in der Schule stattfinden sollte. Die 66 Schüler der Klassen 5a und 5b fingen erst im Bus beim Suchen der besten Plätze an, Lebenzeichen von sich zu geben. Sehr deutliche sogar ...

Zum Vergrößern anklicken! Zum Vergrößern anklicken!Nach gut anderthalb Stunden kamen wir etwas außerhalb von Hitzacker im Archäologischen Zentrum Hitzacker an. Nachdem "unser" Museumspädagoge - Frank - ein paar ermahnende Worte losgeworden war, gingen wir in eines der drei großen Langhäuser. Dort erklärte uns Frank viele Dinge: Was Bronze ist, was unser Vorfahren daraus gemacht haben, wieso das Dach hält, wieso man nicht auf dem Boden geschlafen hat, wie man unter einem Strohdach ein Feuer haben kann und wie man mit einem Draht eine Holztür aufmachen kann.
Nach all diesen Informationen mussten wir dann erst mal etwas Bewegung haben - so ungefähr für den Rest des Tages. Der erste Tagesordnungspunkt war das Paddeln im Einbaum.

 Zum Vergrößern anklicken!Zum Vergrößern anklicken!So richtig vertrauenserweckend war es ja nicht, dass die Einbäume mit Wasser vollgelaufen waren, aber mit einem Kehrblech und einem Lappen war der Boden bald nur noch feucht (was sich aber ändern sollte). Alle Paddler bekamen eine Schwimmweste, ein Paddel und ein Sitzkissen. Ab ging's in den Einbaum und mit ein paar Anweisungen zum richtigen Paddeln ging es dann auf große Fahrt. Naja, eine Runde um die Bojen, aber das war schon anstrengend - und wackelig - genug. Niemand fiel ins Wasser, und trotzdem waren einige Hosen nass, sehr nass. Die Kissen hatten sich mit Spritzwasser vollgesogen und gaben die Feuchtigkeit auch gerne wieder an uns ab. Nur gut, dass wir sehr bald ein Feuer machten.

Zum Vergrößern anklicken! Zum Vergrößern anklicken! Zum Vergrößern anklicken! Die Menschen in der Bronzezeit hatten es nicht so leicht. Kein Feuerzeug, keine Streichhölzer - nur Dinge, die eben so finden konnten. Und, wie macht man nur Feuer? Frank wusste es, und hat es uns nicht nur erklärt, sonder auch gezeigt! Also, man braucht einen Feuerstein, einen Pyrit (Schwefel- oder Eisenstein), das Innere eines Baumpilzes, etwas Kohle und klein gerupfte Rinde einer Birke. Ach ja, Geduld braucht man auch.
Also, den Feuerstein gegen den Pyrit schlagen, hoffen dass die Funken sich im Baumpilz festsetzen und dann Kohle gegen das bisschen Glut halten. Nicht pusten! Wenn die Kohle glüht, dann legt man sie unter die Birkenrinde und pustet, und pustet, und pustet - atmet zwischendurch etwas Rauch ein - und pustet, und pustet. Und dann - Feuer! Es geht wirklich, wir haben es gesehen.

Zum Vergrößern anklicken!Zum Vergrößern anklicken!Wozu braucht man das Feuer? Zum Trocknen der Hosen, ist doch klar, aber auch zum Backen von Brot und Zubereiten von Früchtetee. Während der Früchtetee in einem großen BRONZEtopf auf offenem Feuer vor sich hin köchelte, wurde das Getreide gemahlen. Wir bekamen Dinkelkörner und saßen vor den Mahlsteinen. Vorsicht, nicht auf die Körner schlagen um sie klein zu kriegen! Wer das macht, kann auch gleich in die Steine beißen, denn kleine Steinsplitter wären dann auch im Mehl. Mit kräftigem Druck muss man den Stein immer im Kreis über die Körner bewegen. Auch hier mussten wir viel Geduld und jede Menge Kraft haben. Glücklicherweise gab uns Frank dann Mehl, welches die Leute im Museumsdorf schon gemahlen hatten. Wahrscheinlich hätten wir sonst nichts zu essen bekommen.

Zum Vergrößern anklicken! Zum Vergrößern anklicken! Zum Vergrößern anklicken! Zum Vergrößern anklicken! Mehl, Salz, Hefe, Honig und Wasser wurde von uns in einer Holzwanne zu einem Teig verarbeitet. Das war ganz schön klebrig - aber dafür ging auch der ganze Dreck unter den Fingernägeln davon weg. Vielleicht hat das Brot nachher ja auch deswegen so gut geschmeckt. Der Lehmofen wurde mit einem kräftigen Feuer zunächst so richtig heiß gemacht. Danach wurde alle Glut und Asche aus dem Ofen rausgeholt, der Ofen gereinigt und die kleinen Brote eingelegt. Eine Holztür kam davor, die wir noch mit Lehm so richtig verklebten, denn schließlich sollte keine Wärme entweichen. Knapp eine halbe Stunde später war es dann soweit: Die Brötchen waren fertig. Und super lecker!

 Zum Vergrößern anklicken!Zum Vergrößern anklicken!Ach ja, wovon waren die Hände so schmutzig geworden?
Ganz einfach, wir durften eine Lehmwand bauen. Das ist eine Technik, die die Menschen damals schon kannten und noch immer gut funktioniert. Nicht nur das, es ist eine sehr einfache, stabile und gesunde Art, eine Wand zu bauen. Für eine Lehmwand braucht man natürlich erst einmal Lehm. Und Erde. Und Wasser. Und dann muss irgendjemand das alles so richtig gut durchkneten. Tja, und das haben wir dann auch gemacht. Schuhe aus, Socken aus, Hosen hochkrempeln und los geht's. Am Anfang war es schon ein bisschen unangenehm, aber nur, weil es so kalt war. Eigentlich war es super lustig, mit Anlauf in den Schlamm - Lehm - zu springen. Und außerdem haben wir ja dabei etwas gelernt.

Zum Vergrößern anklicken! Zum Vergrößern anklicken! Die Wände wurden mit Weidenruten um Pfähle geflochten und dann mit Lehm ausgefächert. Dafür nimmt man so eine richtige Ladung Lehm in beide Hände, knetscht sie unten gegen die Wand und zieht den Lehm mit gutem Druck von Unten nach Oben über das Geflecht. Auch nicht schlecht, eine Wand aus Lehm und Holz die so richtig gut hält. So sind übrigens die Wände bei sehr, sehr vielen Fachwerkhäusern, die hier in der Gifhorner Gegend stehen, gebaut worden.

Wer nicht nur Brot essen will, sondern vielleicht auch mal ein Kaninchen oder anderes Wild essen will, der sollte Jagen können.Zum Vergrößern anklicken!Zum Vergrößern anklicken!Zum Vergrößern anklicken!Zum Vergrößern anklicken! Dafür braucht man natürlich Pfeil und Bogen. Und die Pfeile brauchen Pfeilspitzen. Die wiederum werden aus Feuerstein gemacht. Feuerstein ist nichts anderes, als ziemlich schmutziges Glas. Es ist auch so scharf wie Glas. Deswegen mussten wir beim Schlagen von Feuerstein auch alle eine Schutzbrille tragen und ganz, ganz vorsichtig sein. Gut, dass wir Pflaster dabei hatten - und keinen Schmerz kennen.
Nun, wenn man also Pfeile basteln kann, dann muss man nur noch Schießen können. Wir haben es geübt, sehr lange sogar, aber wirklich getroffen haben wir die Zeilscheibe nicht. Naja, wir sind ja auch tierlieb und wollen das gar nicht so gut können.

Bevor wir es wirklich gemerkt hatten, war es schon nach drei Uhr! So schnell ging dieser Tag um, sagenhaft. Wir hatten schon Spaß, aber die Menschen damals mussten ja so leben. Leicht war das für die nicht, denn die Lebenserwartung lag bei nur 28 Jahren. Für kleine Kinder war es besonders gefährlich - nur vier von 10 wurden überhaupt erwachsen. Mangelernährung war die häufigste Todesursache. Doch, uns geht's schon gut.