Nach einem Schuljahr am Humboldt-Gymnasium haben wir Ryan über seinen Aufenthalt hier an unserer Schule befragt. Hier ist das Interview:
HP: Ryan, so ganz allgemein, was sagst Du nach einem Jahr an unserer Schule?
Ryan: Ich finde die Schule hier ziemlich cool. So ganz anders als in den USA. Die Kurse sind flexibel, z.B. kommt man mal zur 2. Stunde, mal zur 1. Stunde, und manchmal auch gar nicht.
HP: Du hattest freie Tage?
Ryan: Naja, nicht wirklich frei, aber so ziemlich. Wenn ich z.B. Religion in der 1. und 2. Stunde schwänze, dann die 3. und 4. ausfällt und danach Musikunterricht ist - wo alles ziemlich easy ist, weil wir da nur Musik hören - dann ist das schon sehr locker. Manchmal ist es aber auch schwer.
HP: Was ist in den USA anders?
Ryan: In den USA sind wir immer acht Stunden in der Schule. Natürlich ist das inklusive einer recht langen Mittagspause. Trotzdem. Und Schule in den USA ist langweiliger. Man spricht nicht so viel im Unterricht. Meistens redet der Lehrer, man selbst hört zu und schreibt Dinge mit. Die Noten gibt es eigentlich nur durch die schriftlichen Arbeiten. Noten für die mündliche Mitarbeit gibt es nicht. Der Unterricht hier ist viel interaktiver. Man spricht, ist beteiligt, man lernt was.
HP: Was ist Dir hier schwer gefallen?
Ryan: Freunde Treffen. Oft haben die nachmittags gearbeitet. Also nicht Jobs, oder so, sondern für die Schule. Und am Anfang war das Mitmachen im Unterricht schwer, weil es schwer für mich war zu verstehen, was die Lehrer gesagt haben. Das liegt natürlich an der Sprache. Wenn die Lehrer nicht auf mich so sehr geachtet hätten, wäre ich gar nicht mitgekommen.
Mathematik war besonders schwer. Ich hätte mehr Hilfe gebraucht. Auch in Chemie.
HP: Wie hast Du Dich verändert?
Ryan: Ich bin selbstbewußter geworden. Selbstbewußt im Kontakt mit Menschen, im Sprechen mit Freunden. Deutsch kann ich jetzt besser. Ich fühle mich stärker. Das ist für mich das Entscheidende.
HP: Was würdest Du anders machen, wenn Du das ganze Jahr noch einmal vor Dir hättest?
Ryan: Ich würde mehr 'technisches' Deutsch lernen, das Deutsch, das man im Unterricht braucht, also an meinem Wortschatz arbeiten. Es hat so lange gedauert, bis ich gute Gespräche führen konnte. Und dann würde ich auch mehr im Unterricht mitmachen. Ich glaube, ich bin zu still geblieben. Da würde ich was ändern.
HP: Wie sind die deutschen Schüler anders?
Ryan: [lacht] Gespräche sind ... klüger. In den USA reden wir immer über doofe Sachen, Sport und so. Hier sind die Gespräche ... höher. Es geht um Computer, Hausaufgaben. Was ich meine ist, daß man wirklich über die Hausaufgaben spricht, inhaltlich, nicht nur darüber, daß man etwas auf hat.
Und sie sind netter. Das ist nur so ein Gefühl. Aber jeder kennt jeden und akzeptiert einander, versteht sich. In den USA reden die Sportler mit den Sportlern, die Schönen mit den Schönen, die Computerfreaks mit den Computerfreaks, die Streber mit den Strebern.
HP: Hast Du einen Kulturschock erlebt?
Ryan: Nicht wirklich. Wenn, dann dass ich jeden Morgen Brot essen musste. Das ist sch****e. Ich mag Corn Flakes, Müsli, oder Pan Cakes. Hier gibt's Pfannkuchen nur mittags, und dann mit Quark und Apfelmus. Ach ja, und dann noch, dass so viele Menschen Fussball lieben. In den USA spielen nur Frauen Fussball. Aber nach der EM bin ich auch ein Fan. Ich habe sogar einen Schal vom VFL Wolfsburg.
HP: Was ist Dein Fazit?
Ryan: Ich habe vieles erlebt, Dinge, die man ohne Austausch, besonders hier in Deutschland, nicht erleben kann. Es war das bisher schönste Jahr in meinem Leben. Die Leute am HG sind wunderbar.
Ich werde sie vermissen.
[lacht] ... hugs and kisses ...