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Über 1.000 Gymnasiasten machten ihrem Ärger Luft

GIFHORN. Hier marschierten Schützen, dort Schüler. Letzteren war am Freitag wenig zum Feiern zumute: Die Schüler des Humboldt-Gymnasiums protestierten gegen Turbo-Abi und den schlechten Zustand ihrer Schule sowie Mangel an Lehrpersonal und Materialien.

Im Mittelpunkt der Forderungen standen kleinere Klassen, bessere Unterrichtsversorgung sowie geeignete Unterrichtsmaterialien. Nach einigen Großstädten zog nun Gifhorn mit einer lautstarken Kundgebung der Schulen nach.

Im konkreten Fall des Humboldt-Gymnasiums (HG) nannten die Schüler den schlechten Zustand ihres Schulgebäudes: Durch einige Fenster wuchern Pflanzen in großenteils zu kleine Klassenräume, Fensterdichtungen sind verrottet und lassen den Wind durchpfeifen, und in der Pausenhalle und den Gängen hat sich muffiger Geruch eingenistet.

Auch das „Turbo-Abi" nach zwölf Jahren empfinden die Schüler als „geklautes Jahr", da sich an dem zu vermittelnden Lernstoff nichts ändert.

Während CDU-Landtagsabgeordneter Matthias Nerlich in Uniform an den Schützen-Festivitäten teilnahm, nutzte sein SPD-Kollege Detlef Tanke die Gelegenheit, um im Schlosshof, dem Ziel der Schülerdemo, Stimmung gegen die Landesregierung zu machen: ;,Wir haben die Einstellung von 2.000 zusätzlichen Lehrern gefordert, CDU und FDP haben das verhindert", so Tanke: Das Abi nach zwölf Jahren ohne gekürzten Unterrichtsstoff bezeichnete Tanke als „idiotisch". Gelassen nahm Uwe Schmiedt von der Gifhorner Polizei die Demo: „Die marschierenden Schützen und Schüler zu koordinieren war nur eine verkehrsleitende Maßnahme, hier ist ja schließlich alles friedlich."

Wenige Tage vor der Demo hatte Landrätin Marion Lau den HG-Schülern zumindest in einem Punkt den Wind aus den Segeln genommen: „Die neue Pausenhalle wird allen Gerüchten zum Trotz nicht auf Eis gelegt, sondern im nächsten Jahre gebaut." Damit werde die ursprüngliche Absprache, Ostern 2010 mit dem Abriss des alten Gebäudetrakts zu starten, eingehalten. „Nur, dass wir nun - dank des Konjunkturpakets noch ein bisschen großzügiger an die Sachen gehen können, denn das verschafft uns Luft", so Lau.

Nun werde nicht nur der AG „Darstellendes Spiel" mit einer großen Bühne Rechnung getragen, sondern die Mensa mit einer Küche versehen, in der Mahlzeiten auch frisch zubereitet werden können. Bisher war nur eine Variante zum Wärmen und Ausgeben angelieferter Menüs vorgesehen. Die neue Pausenhalle wird zu 70 Prozent aus der Kreisschulbaukasse finanziert.

Dass noch schneller Bewegung in die Schullandschaft kommt, ist außerdem einer Meldung aus Braunschweig zu verdanken: Das Lessinggymnasium in Wenden wird die Meiner Außenstelle im kommenden Schuljahr nicht mehr nutzen - die eigenen Kapazitäten reichen aus. Deshalb kann - auch dank 2 Millionen Euro aus dem Konjunkturpaket II - nun der Bau des Evangelischen Gymnasiums in Meine mit Vollgas angegangen werden. Lau und Irene Siemann, Leiterin des zuständigen Fachbereichs, rechnen damit, dass der Unterrichtsbetrieb schon im Herbst 2011 aufgenommen werden kann.

Quelle: Gifhorner-Kurier
Foto: Kühlmeyer