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Straßennamen machen eine Stadt zu einem großen Geschichtsbuch, sagt Prof. Dr. Gerd Biegel. Er will den Schülern dreier Schulen, die das in den nächsten Monaten erkunden, dabei zur Seite stehen.
Der Leiter des Instituts für Braunschweigische Regionalgeschichte machte drei Schülergruppen von Humboldt-Gymnasium, Otto-Hahn-Gymnasium und Dietrich-Bonhoeffer-Realschule während der Auftaktveranstaltung für das lokalhistorische Projekt zu Gifhorns Straßennamen deutlich, wie wichtig ihre Recherche sein wird. Biegel: "Ihr greift in die Erinnerungskultur dieser Stadt ein." Bürgermeister Matthias Nerlich und Schirmherr des Projektes erklärte, er begrüße den "offenen und offensiven Umgang mit diesen Fragen".

Bei dem Projekt, dessen Ergebnisse am 18. März der Öffentlichkeit in der Stadthalle präsentiert werden, geht es um die Untersuchung der Biografien von Personen, nach denen in Gifhorn Straßen benannt sind. Laut Ideengeber Dr. Klaus Meister, Leiter des Fachbereichs Bildung bei der Stadt, sind von den mehr als 540 Straßen in Gifhorn rund 130 nach Personen benannt. Von diesen seien aber, so Schulprojekt-Koordinator Wolfgang Rohdenburg vom Humboldt-Gymnasium, nach einer ersten Überprüfung knapp 40 Straßen übrig geblieben.
Die Schüler, so Biegel, hätten zwar nicht die Verantwortung, Entscheidungen darüber zu treffen, welche Straßenschilder eventuell entfernt werden müssen - das machten die Kommunalpolitiker - aber sie hätten "die Verantwortung, den Anstoß zum Denken und Nachdenken in dieser Stadt zu geben". Er forderte zu reger und mutiger Recherche im Internet und in den Archiven, aber auch zu Gesprächen mit Zeitzeugen auf.
"Ihr habt die Verantwortung, den Anstoß zum Denken und Nachdenken in dieser Stadt zu geben."
Prof. Dr. Gerd Biegel, Institut für Braunschweigische Regionalgeschichte
Nach exklusiven Recherchen der Gifhorner Rundschau im vergangenen Jahr, die den ehemaligen Stadtdirektor Dr. Gotthard Rattay als Antisemit entlarvten, entschied sich der Stadtrat, die nachdiesem benannte Straße umzubenennen. Nun heißt das Stück Pflaster südlich des II. Koppelwegs "Korssuner Straße" - benannt nach der Partnerstadt in der Ukraine.

FOTO: Die Schüler des Wahlpflichtkurses GSW (Geschichtlich-Soziale Weltkunde), 10. Klasse der Dietrich-Bonhoeffer-Realschule, wollen Gifhorns Straßennamen genau unter die Lupe nehmen.

BZ – 09.10.2014