Lehrer spielen für die Schüler Postboten
Digitalisierung hin oder her, bei der Zeugnisausgabe am kommenden Freitag kommen die Schulen um das klassische Papier nicht herum. Doch wie überreicht man die Dokumente, wenn sich die Schüler möglichst nicht begegnen sollen? Die Schulen im Kreis Gifhorn sind sehr erfinderisch.
„Wir haben viele Buskinder“, sagt Sabine Fasterling, die stellvertretende Leiterin der Realschule Calberlah, und zwar auch aus weit entfernten Orten. Um viele Kontakte auf der Fahrt und in der Schule zu vermeiden, haben sich die Calberlaher überlegt: „Wir kommen zu den Schülern, wir fahren in die Dörfer.“ Dort habe man zentrale Punkte und Zeitfenster für Drive-Ins vereinbart. „In den Orten, wo nur wenige Schüler wohnen, bringen wir die Zeugnisse bis zum Briefkasten.“ Lediglich die Sassenburger erhalten ihre Papiere per Post.
Das Feedback der Schüler und Eltern auf diese Idee sei durchweg positiv, sagt die Konrektorin. Denn eins sei von vornherein klar gewesen: „300 Schüler auf einen Schlag in der Schule, das geht einfach nicht.“
Das Humboldt-Gymnasium geht ganz anders mit der Aufgabe um – und vertraut auf die gute alte Post. „Ich möchte es unbedingt vermeiden, dass ihr in die Schule kommt, um eure Zeugnisse persönlich abzuholen“, schreibt Schulleiterin Brigitte Gorke den Jugendlichen in einem Brief. „Aus diesem Grund werdet ihr die Zeugnisse in dieser besonderen Situation zusammen mit dem Humboldt-Brief postalisch zugeschickt bekommen.“ Ausgenommen ist nur der präsente 13. Jahrgang. Das sei zwar eine zulässige, aber absolute Ausnahme, da Zeugnisse in der Regel nicht verschickt würden. Gorke verschweigt aber auch nicht die Nachteile: „Der Versand der Zeugnisse kann etwas dauern.“ Die Schüler sollen sich melden, wenn die Umschläge nach einer Woche noch nicht angekommen sind.
Foto: Schüler lesen ihre Zeugnisse. In diesem Jahr erfolgt die Ausgabe Corona-bedingt mal anders. Foto: Hildenbrand.
28.01.2021 / Braunschweiger Zeitung